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Tag 6: Canyoneering mit Rick, Amie und Kate

Etwas später als sonst stehen wir heute erst kurz nach 7 Uhr auf, denn wir sind gegen 8:30 Uhr mit Amie im Trailhead Café verabredet. Vorher fahren wir aber noch in der Werkstatt vorbei, um unseren Reifen abzugeben und reparieren zu lassen. Die Werkstatt befindet sich zum Glück direkt gegenüber vom Trailhead Café.

Um 8:30 Uhr betreten wir das Traihead Café und werden von Amie freundlich begrüßt. Heute wollen wir mit Rick Green von "Excursions of Escalante" eine Canyoneering Tour unternehmen. Amie zeigt uns gleich einen Flyer auf dem ein Bild von Matthias abgebildet ist. Das Bild haben wir im letzten Jahr gemacht, als wir zum ersten Mal mit Rick unterwegs waren. Auf der Homepage sind ebenfalls zwei Fotos von Matthias (The Abyss und Scenic rap ) zu finden. Wir bekommen erst einmal eine Tasse Kaffee und erhalten dann unsere Ausrüstung - Sitzgurt, Helm, Handschuhe, Karabiner, ATC, Rucksack und jeweils drei Liter Wasser. Amie besteht darauf, dass wir uns noch einmal umziehen. Heute soll es wieder sehr warm werden und wir sollen uns hellere Kleidung anziehen. Also fahren wir noch einmal zum Motel und ziehen uns um. Als wir zum Trailhead Café zurückkehren kommt auch schon Rick vorbei. Auch er freut sich, uns wieder zu sehen. Er fragt noch, ob wir mit ihm oder selbst fahren wollen, doch als er hört, dass wir zurzeit keinen Ersatzreifen haben, ist die Sache erledigt und wir steigen bei ihm mit ein. Jetzt erfahren wir auch, dass uns Amie und ihre Schwester Kate begleiten.

Gegen 9:30 Uhr fahren wir zu fünft mit Rick gelben Nissan X-Trail los und biegen in die Hole-in-the-Rock Road ab. Rick erzählt uns, dass wir heute Egypt II (eine Beschreibung des Trips von Outdoor Utah gibt es hier ) machen. Wir sind ziemlich aufgeregt, denn zumindest von Egypt 3 haben wir schon viel aufregendes gehört. Rick erzählt dass es sich um einen schönen Canyon handelt, wir einige Rappels machen und er uns Canyoneering Techniken beibringt. Nach 26 Meilen erreichen wir den Abzweig zu Egypt. Diese Strecke kennen wir bereits, denn im September 2005 sind wir von hier zur Golden Cathedral gewandert. Die Straße ist in einem schlechten Zustand, aber mit dem Wagen von Rick ist das kein Problem. Jetzt erzählt uns Rick, dass der erste Rappel 90 m tief ist. Und augenblicklich wird Bianca ziemlich mulmig zumute - 90 m ! Wir kommen am Abstieg an und Rick parkt den Wagen kurz vor dem Abgrund. Dieser soll bei unserem Abstieg als Anker dienen. Wir schauen uns die Abstiegstelle an, aber der Canyonboden ist nicht zu sehen. Trotzdem kommt bei Bianca Panik auf. Rick bietet an eine andere Stelle zu wählen, an der es nur 20 m runter geht, aber wir entscheiden uns dafür den Abstieg zu wagen. Rick erläutert uns den Abstieg. Der erste Abschnitt ist ziemlich senkrecht, danach folgt ein Überhang, an dem wir uns frei hängend abseilen müssen und der letzte Abschnitt kann einfach schräg hinunter gelaufen werden. Als Bianca von dem Überhang erfährt, wird ihre Angst noch größer.

Als erste macht sich Amie bereit. Sie hat ihre Handschuhe nicht mit, da sie nicht gedacht hätte, dass Rick diesen Canyon wählen würde. Sie seilt sich daher ziemlich langsam ab. Trotz allem hat sie viel Spaß, denn wir können ihre Freudenschreie am Überhang hören. Danach soll Bianca hinunter. Doch vor lauter Angst, vergisst sie sämtliche Abseiltechniken, dass Rick zunächst Kate abseilen lässt. Anschließend folgt Matthias. Und dann steht nur noch Bianca oben. Beim zweiten Versuch sich abzuseilen, werden ihre Beine schon wieder wackelig und Rick ruft sie noch einmal zurück. Rick bietet an, sie hinunter zu lassen, doch Bianca entscheidet sich, sich selbst abzuseilen.

Der schlimmste Moment ist der, in dem man an den Canyonrand tritt und sich waagerecht zur Wand herunterlässt.

Hat man diesen erst einmal überwunden, geht es relativ leicht. Wenn man nicht nach unten, sondern nur zur Wand schaut, macht es insofern keinen Unterschied, ob es nun 20 m oder 90 m in die Tiefe geht. Da das Seil aufgrund der Länge ziemlich schwer ist, bremst es fast von allein und man hat eher Probleme vorwärts zu kommen als sich zu stoppen. Zur Sicherheit sind wir jedoch noch durch ein zweites Seil gesichert, dass Rick entsprechend unserer Abseilgeschwindigkeit nachlässt. Die senkrechte Passage geht relativ problemlos und dann folgt der Überhang. Zunächst ist es ein komisches Gefühl mit den Beinen keinen Halt mehr an der Canyonwand zu haben. Man muss nun das gesamte Gewicht mit der rechten Sicherungshand halten. Doch es macht unglaublich viel Spaß. Dadurch, dass jedoch der Halt an der Wand fehlt, beginnt man sich beim Abseilen zu drehen. Jetzt nur nicht nach unten schauen. Kurz danach ist die frihängende Phase auch schon wieder vorbei und der schräge Teil beginnt. Man kann die Wand einfach herunterlaufen. Hier beginnen jedoch unsere Hände zu schmerzen. Durch die Reibung wird das Seil so heiß, dass wir das Gefühl haben, es kaum noch halten zu können, geschweige es zum Abbremsen festziehen zu können. Unten angekommen sind wir vollkommen fertig. Der Abstieg hat zwar nur 7 Minuten gedauert, aber wir haben das Gefühl, den Berg hochgeklettert zu sein, so durchgeschwitzt sind wir.

Danach beginnt der vermutlich einfachere Teil des Tages wir wandern, klettern und quetschen uns durch den Canyon. An riskanten Stellen zeigt uns Rick immer wieder Canyoneering-Techniken - wie verschiedene Bridging-Techniken. An einigen Stellen ist der Canyon so eng, dass wir mit unseren Rücksäcken kaum durchkommen.

Dann folgt auch schon der zweite Rappel. Dieser ist vom Vorgehen etwas anders, da wir uns nicht wie sonst mit dem Gesicht zum Felsen abseilen, sondern quasi die Bridging-Technik anwenden und das Seil als Sicherheit haben. Wir stemmen also die Füße gegen die eine Canyonwand und den Rücken gegen die andere und "laufen" so den Canyon nach unten. Als der Abstand der Wände zu groß wird schwingen wir uns in die Mitte, so dass wir uns wieder in der normalen Position nach unten abseilen können.

Die Temperaturen sind heute wieder in den hohen 30ern und wir kommen alle ziemlich schnell außer Atem. An einer schattigen Stelle packen wir unsere Lunchboxen aus und machen Pause.

Ein Stückchen weiter sagt Rick, dass wir an dieser Stelle aus dem Canyon heraus klettern oder noch weiter hinunter klettern können. Wir entscheiden uns fürs weiterlaufen und haben bei den folgenden engen und Kletterpassagen noch viel Spaß. Allerdings tragen wir auch einige kleinere Abschürfungen und Schrammen davon. Und die Taschen an Biancas Hose sind von dem vielen über den Felsen rutschen schon ganz kaputt.

Dann ist es leider auch schon vorbei und der Canyon weitet sich. Wir machen noch einmal eine Pause und dann beginnt der Aufstieg.

Das ist das Unschöne, wenn man in einen Canyon hinunter klettert - am Ende muss man immer wieder hinauf. Der erste Teil des Aufstiegs ist sehr steil, aber auf dem Sandstein hat man guten Halt. An besonders schwierigen Stellen gibt uns Rick eine helfende Hand. Es folgt eine relativ flach aber stetig ansteigende Passage und Rick geht ziemlich zielstrebig auf einen hohen Berg zu. Da schwant uns schon, dass wir auch diesen noch hinauf müssen.

Auf der linken Seite ist der Berg nicht ganz so steil, aber aufgrund der vielen losen Steine müssen wir ziemlich aufpassen. Oben angekommen, können wir den Canyon sehen in dem wir eben noch gelaufen sind. Ein tolles Panorama für ein paar Fotos.

Und nach einigen Minuten wandern am Canyonrand gelangen wir auch schon zu Ricks Auto. Matthias und Rick ziehen noch schnell die beiden Seile nach oben und dann fahren wir zurück nach Escalante.

Gegen 17 Uhr kommen wir am Trailhead Café an. Wir bekommen erst einmal ein Eis spendiert und tragen uns dann wieder ins Gästebuch ein. Amie überspielt sich in der Zwischenzeit unsere 281 Fotos. Vielleicht sind ja wieder gute Aufnahmen für die Homepage dabei.

Unseren Plan heute noch zum Sunset und Moonrise Arch zu fahren, verwerfen wir. Wir halten erst einmal bei der Werkstatt und holen unseren reparierten Reifen ab. Die Reparatur hat nur USD 19,00 gekostet. Nach einer erfrischenden Dusche holen wir uns wieder eine Piccadilly Circus Pizza mit 2 Lagen Pepperoni und lassen den Abend ruhig auf unserem Motelzimmer ausklingen.


Der sechste Tag in Daten:

Datum
25. Juni 2007
Uhrzeit Utah: Mountain Daylight Time (MDT = GMT-6)

Motel
Prospector Inn , Escalante
Preis pro Nacht (2 Queen Beds): USD 69,60 = EUR 51,67

Sonstiges
Basic Canyoneering: USD 135,00 p.P.

Sonstige Ausgaben
Reifenreparatur bei Cottam's Phillips 66 in Escalante: USD 19,26 = EUR 14,30
Pizza bei Sinclair in Escalante: USD 13,90 = EUR 10,31

Entfernung
77 Meilen mit Ricks Auto (Wanderung ohne GPS)

zum GPS-Track mit Waypoints und zur Anzeige in Google-Earth (KMZ-Datei mit ALLEN Fotos)
(zur Anzeige in Google-Earth ist die Installation von Google-Earth notwendig)

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