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Tag 9: Old Sheffield Road, Moqui Hill

Wie jeden Tag stehen wir auch heute um 6:15 Uhr auf. Ein Blick aus dem Fenster verrät uns allerdings nichts gutes - es ist grau und dunkle Regenwolken hängen am Himmel. Als wir rausgehen, um an der Rezeption Eis für die Kühlbox zu besorgen, müssen wir auch feststellen, dass es sehr kalt ist.

Da wir heute in einen Slotcanyon gehen wollen, sind wir etwas unsicher, was das Wetter angeht. Da es gestern am frühen Morgen auch noch bedeckt war, sich dann aber im Laufe des Vormittags aufgeklart hat, lassen wir den Tag ruhig angehen. Wir hoffen noch auf Besserung. Und so schreiben wir noch ein wenig an unseren Reiseberichten und schauen uns Fotos an.

Gegen 9:00 Uhr gehen wir noch einmal in die Rezeption, um uns Eis sowie Kaffee und Tee zu besorgen und dann brechen wir endlich auf. Zunächst fahren wir aber noch zum Visitor Center von Escalante, um unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Anschließend geht es zur Sinclair Tankstelle, wo wir unseren Jeep volltanken und uns einen Beutel Eis für die Kühlbox kaufen.

Wir verlassen Escalante auf dem Highway 12 und biegen heute nicht auf die Hole-in-the-Rock Road ab, sondern fahren weiter. Nach 12 Meilen biegen wir dann auf die Old Sheffield Road. Wir sind überrascht, wie viele Autos wir auch hier antreffen. Das Grand Staircase Escalante N.M. scheint immer beliebter zu werden.

Nach etwa 5,8 Meilen kommen wir zu der Stelle, an der die Old Sheffield Road für Fahrzeuge gesperrt ist. Dies stört uns im Moment jedoch noch nicht, da wir an dieser Y-Kreuzung rechts abbiegen. Die Straßenverhältnisse werden immer schlechter und wir müssen durch teilweise recht tiefen Sand fahren. Der Jeep Liberty schwimmt ein wenig, macht sich aber ganz gut.

Wir sind richtig zufrieden mit unserer Wahl hinsichtlich des Jeep Liberty. Bisher können wir uns eigentlich nicht beschweren. Der Kofferraum könnte etwas größer sein, aber im Vergleich zum Jeep Patriot oder Toyota RAV4 bekommen wir hier alles unter. Und das schöne ist, wir haben hier auch Satellitenradio. Bisher hatten wir an jeder auch noch so abgelegenen Stelle Radioempfang. Und wir haben hier einen Radiosender gefunden, der uns richtig gut gefällt - Alternative Nation. Er spielt so ähnliche Musik wie Star FM, ist aber viel besser.

Nach etwa 2,6 Meilen ist die Straße zu Ende. Hier parken wir unser Auto. Wir packen unsere Rucksäcke und stecken auch das Seil von Rick ein. Sicher ist sicher. Dann geht es zunächst querfeldein. Wir steuern auf die in der Ferne sichtbare Bergkette zu und folgen dazu einem relativ sandigen Wash. Das Laufen ist hier ziemlich anstrengend und so sind wir erleichtert als wir uns der Bergkette nähern und endlich wieder auf Slickrock laufen können. Hier suchen wir uns eine nicht ganz so hohe und nicht ganz so steile Stelle, um auf die Berge hinauf zu klettern.

Nachdem wir dies geschafft haben, können wir von oben einen Blick zurück auf unser Auto werfen. Wir machen eine nicht allzu lange Pause und gehen dann querfeldein weiter in Richtung des Canyons. Dies ist nicht ganz so einfach, da der Canyon bisher noch ziemlich unberührt ist und es insofern noch keine Cairns und keinen Trampelpfad gibt.

Nach etwa 70 Minuten erreichen wir den Canyon. Da die Canyonwände hier ein bisschen hoch sind, müssen wir uns zunächst eine Stelle suchen, an der wir bequem in den Canyon hinein kommen. Der Canyon ist wirklich schön. Er erinnert uns ein wenig an den Little Wildhorse Canyon oder den Bighorn Canyon.

Mit jedem Meter, den wir im Canyon laufen, werden die Wände höher. Wir werfen immer wieder einen Blick hinauf zum Himmel und schauen, was die Regenwolken machen. Da es im Canyon richtig schmal werden soll und es vor dem eigentlichen Ausstieg keine Möglickeit mehr gibt, aus dem Canyon hinaus zu kommen, wollen wir hier kein Risiko eingehen.

Der Himmel sieht jedoch ganz gut aus. Es sieht nicht so aus, als würde es im Laufe des Vormittags regnen. Und so kommen wir nach etwa 6 Minuten an den ersten Dryfall.

Hier geht es etwa 3m nach unten. Die Canyonwände stehen hier jedoch so weit auseinander, dass wir mit den gestern gelernten Bridging-Techniken wohl nicht nach unten kommen. Und so sind wir froh, dass wir das Seil von Rick dabei haben.

Und so ist dieses Mal Bianca der natural ancor. Wir machen eine Schlaufe in das Seil und hierein steckt Bianca ihren Fuß. Diesen stemmt sie dann gegen einen Stein und legt sich das Seil um den Körper. Matthias kann sich so relativ leicht nach unten abseilen. Anschließend hilft er Bianca nach unten. Ohne Seil wären wir wahrscheinlich gescheitert.

Nach wenigen Metern kommen wieder einige Dryfalls und Chokestones. Hier können wir jedoch unsere Bridging Kenntnisse anwenden und nach unten klettern. Die Canyonwände rücken immer näher zusammen und nach kurzer Zeit kommen wir an eine Stelle, an der wir die Rucksäcke abnehmen müssen und uns seitlich durch den Canyon zwängen müssen.

Danach wird der Canyon wieder weiter. Allerdings erwartet uns jetzt noch einmal eine Abbruchstelle, an der wir unser Seil auspacken müssen. Auch hier macht Bianca wieder den Anker und Matthias seilt sich ab. Anschließend hilft er Bianca nach unten.

Es folgen noch weitere Chokestones, an denen wir mit Bridging hinunter klettern. Das ganze ist zwar anstrengend, macht uns mittlerweile aber richtig Spaß.

Als wir so durch den Canyon laufen, bleibt Matthias auf einmal stehen und zuckt zusammen. Vor uns liegt eine ziemlich große Schlange. Und der Canyon ist so schmal, dass wir nicht an ihr vorbei kommen. Als wir noch überlegen, ob es sich um eine giftige Schlange handelt oder nicht, geht die Schlange auf einmal in Angriffsstellung und fängt fürchterlich an zu zischen.

Eigentlich können wir jetzt nur noch umdrehen und den Canyon wieder zurück laufen. Aber wir sind uns nicht sicher, ob wir die Dryfalls hoch kommen. Und so packen wir unser Stativ aus, um die Schlange damit in Schach zu halten. Wahrscheinlich würde das im Notfall nicht wirklich helfen, aber wir fühlen uns damit sicherer.

Matthias überlegt sich dann, über die Schlange hinweg zu klettern. Allerdings stehen die Canyonwände hier so weit auseinander, dass dies nicht ohne weiteres möglich ist. Matthias versucht es mit der Body Bridge, d.h. die Hände befinden sich an der einen und die Füße an der anderen Canyonseite. Die Schlange beobachtet das Ganze sehr genau und wir überlegen, ob die Schlange vielleicht nach oben schnellen und beißen könnte.

Gerade als wir darüber nachdenken, kommt Matthias ins Rutschen und schlittert die Canyonwände herunter. Dabei schrammt er sich den ganzen Arm blutig. Wir alle - einschließlich der Schlange - erschrecken uns fürchterlich und die Schlange flüchtet in Richtung Bianca, die anfängt, wild mit dem Stativ zu fuchteln.

Nachdem wir uns alle ein wenig beruhigt haben, fängt die Schlange an, einen Rückzieher zu machen. Mit Klopfen versuchen wir, sie zu einer Stelle zu treiben, an der der Canyon etwas breiter ist. Dies schaffen wir nach einigen Minuten und Bianca kann sich schnell an der Schlange vorbei schleichen.

Dies kostet uns ziemlich viel Zeit und wir klettern anschließend nicht mehr so unbeschwert durch den Canyon. Wer weiß, wo sich eventuell noch eine Schlange versteckt. Es folgen noch weitere Klettereinlagen, aber etwa eine Stunde später erreichen wir das Ende des Canyons. Hier kommen wir an einen Dryfall, an dem das Herunterklettern ohne entsprechende Ausrüstung nicht möglich ist.

Wir machen eine kurze Pause und klettern anschließend rechts aus dem Canyon heraus. Jetzt müssen wir "nur" noch zurück zum Auto laufen. Dies ist allerdings nicht ganz so einfach, da es immer wieder Seitencanyons gibt, die uns den Weg versperren und in die wir hinunter und wieder hinauf klettern oder umwandern müssen. Das ist nach dem anstrengenden Klettern im Canyon ziemlich kraftraubend. Und so benötigen wir für den Rückweg etwa 2 Stunden.

Auf dem Rückweg treffen wir noch auf eine weitere Schlange. Diese hat sich unter einem Baumstamm, über den wir gerade klettern wollten, versteckt. Allerdings ist sie wesentlich friedlicher als die aus dem Canyon. Trotzdem haben wir dieses Jahr genug Schlangen angetroffen für unseren Geschmack.

Gegen 16:45 Uhr erreichen wir endlich unser Auto. Insgesamt haben wir für die Wanderung 6 Stunden benötigt. Nach einer kurzen Pause und einem kühlen Getränk aus unserer Kühlbox steigen wir ins Auto und fahren den gleichen Weg wieder zurück.

Kurz nach der Tiefsandpassage halten wir jedoch noch einmal an, denn wir wollen noch zum Moqui Hill. Die Wanderung zum Volcano haben wir gecancelt. Das müssen wir uns wohl für den nächsten Urlaub aufsparen. Zum einen ist es zu spät, diese Wanderung noch in Angriff zu nehmen und zum anderen macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung.

Vom Parkplatz sind es nur etwa 1,3 km bis zum Moqui Hill. Aber bereits auf dem Parkplatz und auf unserer Wanderung können wir tausende von Moqui Marbles sehen. Nach etwa 30 Minuten erreichen wir den eigentlichen Moqui Hill. Hier gibt es neben den bekannten runden Moquis auch längliche Moqui Pipes.

Nach wenigen Minuten machen wir uns auf den Weg zurück zum Auto. Unterwegs legen wir noch einen Fotostopp ein, da wir hier erstmalig neben den sonst üblichen rosa blühenden Prickley Pear Kakteen auch solche mit gelben Blüten sehen.

Wir sind kaum zurück am Auto, als es anfängt zu regnen. Und so beeilen wir uns, schnell wieder zurück zum Highway 12 zu kommen, da wir bei Regen nicht in der Old Sheffield Road festsitzen wollen.

Gegen 18:30 Uhr erreichen wir Escalante. Wir fahren zurück zum Motel und springen schnell unter die Dusche. Anschließend fahren wir zum Trailhead Café, um Rick sein Seil zurück zu geben und uns zurück zu melden.

Als wir das Trailhead Café erreichen, sehen wir schon Ricks Wagen dort parken. In seinem Garten haben sich schon diverse Leute versammelt, die dort offenbar feiern wollen. Als wir das Café betreten, werden wir freudig von Rick begrüßt. Wir unterhalten uns kurz über die Wanderung und zeigen ihm dann ein Foto von den Schlangen, die wir angetroffen haben. Rick erklärt uns, dass die Schlangen nicht giftig sind. Allerdings werden sie im Canyon verhungern und so wird er sich in den nächsten Tagen auf den Weg in den Canyon machen, um sie zu retten.

Anschließend bittet uns Rick noch in seinen Garten und stellt uns seinen Freunden vor. Er lädt uns noch auf ein Bier und ein Volleyballspiel ein, doch wir wollen erst einmal essen gehen. Es ist unser letzter Tag in Escalante und wir wollen nicht immer Pizza an der Tankstelle bestellen. Und so gehen wir heute einmal mexikanisch essen. Wir fahren zu "Georgie's Corner", einem unscheinbar und eigentlich auch nicht sehr einladend aussehenden Restaurant. Aber vor dem Haus stehen immer jede Menge Autos.

Wir müssen einige Zeit auf unseren Tisch warten, doch nach einer Viertelstunde können wir endlich unsere Bestellung aufgeben. Matthias entscheidet sich für Chicken Enchilda und Bianca für Chicken Chimichanga. Das Essen ist ganz gut und Georgie und ihr Sohn ganz lustig.

Nach dem essen fahren wir kurz noch bei Rick vorbei, um uns zu verabschieden. Dann geht es zurück zum Motel, wo wir leider schon wieder unsere Koffer packen müssen. Die vier Tage in Escalante sind wieder einmal rasend schnell vergangen.


Der neunte Tag in Daten:

Datum
21. Mai 2009
Uhrzeit Utah: Mountain Daylight Time (MDT = GMT-6)

Motel
Prospector Inn , Escalante
Preis pro Nacht (2 Queen): USD 69,56 = EUR 51,77

Eintritt
xxx

Sonstige Ausgaben
Tanken bei Canyon Country Sinclair in Escalante (14,511 G/2,399 USD): USD 34,81 = EUR 24,98

Entfernung
xxx km

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